Einrichten mehrerer TUSTEP-Sitzungen unter Windows

Wer nicht nur gelegentlich mit TUSTEP arbeitet, weiß dessen Eigenschaft zu schätzen, für unterschiedliche Aufgabenstellungen jeweils eigene Sitzungen definieren und bei Bedarf schnell zwischen diesen Sitzungen wechseln zu können, ohne die für die jeweils unterbrochene Sitzung geltende Arbeitsumgebung (Scratch-Dateien, Makro-Definitionen, Bildschirmeinstellungen, Liste der zuletzt gegebenen Kommandos usw.) zu zerstören.

Mit TUSTEP unter UNIX und X11 als Bildschirmoberfläche war es auch bisher schon möglich, mehrere TUSTEP-Sitzungen nicht nur parallel zu halten, sondern auch parallel auf dem Bildschirm sichtbar zu haben. Das Wechseln zwischen den einzelnen Sitzungen kann in diesem Fall durch Mausklick geschehen.

Die Definition von TUSTEP-Sitzungen unter UNIX geschieht durch Angabe einer Sitzungsnummer beim Aufruf von TUSTEP. Alle anderen Einstellungen (z.B. die Definition eines Namens für die Sitzung, Definition des Projektnamens etc.) werden in der TUSTEP-Sitzung selbst vorgenommen.

Unter Windows wird TUSTEP über ein Icon auf dem Desktop oder über den Menüpunkt "Programme" im Startmenü aufgerufen. Die Angabe einer Sitzungsnummer ist damit nicht möglich.

Die Lösung, die in der Windows-Version für die Definition mehrerer Sitzungen gewählt wurde, ist nicht nur ein komfortabler Ersatz für die von UNIX gewohnte Arbeitsweise; sie bietet darüber hinaus weitere Möglichkeiten, die Arbeitsumgebung einem Projekt anzupassen. Außerdem bietet sie die Möglichkeit, Sitzungen nicht nur für den lokalen Rechner zu definieren, sondern auch für UNIX-Rechner, auf die der eigene Rechner über das Netz zugreifen kann. Unter Windows steht damit eine optimal an die Bedürfnisse von TUSTEP angepaßte Terminal-Emulation zur Verfügung. Alle in der Windows-Version von TUSTEP verfügbaren Funktionen der Tastatur und der Bildschirmdarstellung können dann auch beim Zugriff auf den UNIX-Rechner genutzt werden.

Definition einer TUSTEP-Sitzung: das Makro *DESI

Unter Windows 95 und Windows NT wird eine TUSTEP-Sitzung mit dem Standard-Makro *DESI definiert. Dabei werden die für die Sitzung notwendigen Umgebungsvariablen festgelegt. Die dazu notwendigen Angaben werden nach dem Aufruf des Makros *DESI über eine Eingabemaske erfragt. Jeder Sitzung wird ein Name zugeordnet; auf dem Desktop wird ein Icon mit diesem Namen angelegt. Durch einen Doppel-Klick auf ein solches Icon kann dann die jeweilige Sitzung aufgerufen werden.

Falls nicht mehrere Sitzungen definiert werden sollen, empfiehlt es sich, den Namen "TUSTEP" zu verwenden. Weitere Angaben sind in diesem Fall in der Regel nicht notwendig.

Werden mehrere Sitzungen definiert, müssen sich diese Sitzungen nicht nur im Namen, sondern zusätzlich in mindestens einer der drei folgenden Eigenschaften unterscheiden:

  • Sitzungsnummer (Systemvariable TUSTEP_MEM)
  • Projektname, der beim Initialisieren von TUSTEP eingestellt werden soll (Systemvariable TUSTEP_PRJ)
  • Träger (Name des Pfades bis vor das letzte, mit dem Projektnamen übereinstimmende Verzeichnis), auf dem die Scratch-Dateien angelegt werden sollen (Systemvariable TUSTEP_SCR).
    Die Angaben in der oben abgebildeten Eingabemaske bedeuten:
  • Angabe zu TUSTEP_DSK: "Träger" für die permanenten Dateien ist das Laufwerk C.
  • Angabe zu TUSTEP_SCR: Träger für die Scratch-Dateien ist das Verzeichnis "scr" auf Laufwerk D.
  • Angabe zu TUSTEP_PRJ: Das voreingestellte Projekt ist "ztxt000".
    Damit diese Definitionen für die Sitzung "Kurs" vorgenommen werden können, muß auf Laufwerk C ein Verzeichnis "ztxt000" eingerichtet sein, außerdem auf Laufwerk D ein Verzeichnis "scr" mit dem Unterverzeichnis "ztxt000". In den übrigen Feldern sind keine Angaben gemacht - dort gelten die Voreinstellungen (z.B. 25 Zeilen zu je 80 Spalten für das TUSTEP-Fenster.

    In der unteren Button-Leiste ist die Taste "Ändern" angewählt, mit der eine bereits definierte Sitzung geändert werden kann (im rechten Teilfenster ist zu sehen, daß die Sitzung KURS schon existiert).

    In der unteren Hälfte der Eingabemaske können weitere Definitionen von Systemvariablen vorgenommen werden, die in TUSTEP benötigt werden, z. B. für die Spezifikation GERAET bei den Magnetbandkommandos zur Dateiverwaltung auf virtuellen Magnetbändern oder für die Spezifikation TRAEGER beim An- und Abmelden von Dateien in sehr verzweigten Dateisystemen.

    Da mit dem Makro *DESI für jede Sitzung ein anderes voreingestelltes Projekt definiert werden kann, kann auch für jede Sitzung eine andere, auf das jeweilige Projekt abgestimmte Start-Datei *TUSTEP.INI benutzt werden. Somit kann die Arbeitsumgebung noch effizienter als unter UNIX auf die Anforderungen der einzelnen Projekte abgestimmt werden.

    Zugriff auf UNIX-Recher: Der Windows-PC als TUSTEP-Terminal


    Mit dem Makro *DESI können nicht nur lokale Sitzungen definiert werden, sondern auch solche auf UNIX-Rechnern, die mit dem Windows-PC über das Netz verbunden sind (in Tübingen z.B. der Text-Server und der Compute-Server).

    Eine Sitzung wird dadurch als REMOTE-Sitzung definiert, daß (nach Ausfüllen des Feldes TUSTEP-Sitzung) in der unteren Zeile der Eingabemaske der Button REMOTE betätigt wird. Damit wird eine weitere Eingabemaske geöffnet, in der bereits der Sitzungsname und die Voreinstellungen für die Systemvariablen TUSTEP_LPR und TUSTEP_SUB eingetragen sind. Man trägt in diese Maske den Namen (hier: textserv) oder die Internet-Adresse des gewünschten Rechners (der ein beliebiger Rechner im Internet sein kann, auf dem TUSTEP läuft) ein, außerdem die USERID ("Login-ID") und optional das Paßwort. Wird das Paßwort nicht in der Maske angegeben, so wird es bei jedem Starten der Sitzung im Dialog erfragt. Da auf jedem Rechner möglicherweise die TUSTEP-Bibliothek in einem anderen Verzeichnis liegt, muß auch der "Träger" für die TUSTEP-Bibliothek (für den Text-Server im ZDV: "/soft") angegeben werden.

    Durch Betätigen des Buttons "Zurück" kehrt man in die Hauptmaske für die Definition der Sitzung zurück. Dort muß man noch den Text für die Titelzeile in das Feld TUSTEP_TTL eintragen. Die Felder TUSTEP_DSK, TUSTEP_SCR, TUSTEP_PRJ, TUSTEP_USR und TUSTEP_NAM sind bereits ausgefüllt. Man braucht jetzt nur noch den Button "Einrichten" zu betätigen, um die Sitzung einzurichten.

    Auch für solche "remote"-Sitzungen werden mit dem Makro *DESI Icons auf dem Desktop angelegt; wie für lokale TUSTEP-Sitzungen reicht ein Doppelklick auf ein solches Icon, um die Verbindung mit dem entsprechenden UNIX-Rechner herzustellen und dort die angegebene TUSTEP-Sitzung zu starten bzw. weiterzuführen. Gegenüber einer Verbindung mit TELNET oder anderen Terminal-Emulationen hat dies den Vorteil, daß auch für Sitzungen auf UNIX-Rechnern (einschl. LINUX) die gleiche Oberfläche wie auf dem lokalen PC zur Verfügung steht. Dies betrifft nicht nur die Bildschirmgestaltung (Farben, Zahl der Spalten und Zeilen), sondern vor allem auch die Bedienung der Tastatur und der Maus mit den TUSTEP-spezifischen Funktionen. Bei den meisten anderen Terminal-Emulationen (mit Ausnahme von KERMIT unter DOS) müssen bezüglich Tastatur- und Mausfunktionen erhebliche Einschränkungen hingenommen werden.

    Die hier beschriebenen Möglichkeiten der Definition von lokalen Sitzungen unter Windows sind bereits in der Version November 1996 von TUSTEP enthalten. Die Definition von "remote"-Sitzungen wird in der nächsten TUSTEP-Version möglich sein. In einer Vorab-Version mit der Bezeichnung "November 1996 (R)" ist auch diese Leistung bereits enthalten. Sie setzt jedoch die gleiche Version auch auf dem UNIX-Rechner voraus (in Tübingen ist sie auf dem Text-Server und dem Compute-Server bereits testweise installiert). Diese Vorab-Versionen für Windows und UNIX sind auf Anforderung auch für auswärtige Interessenten bereits erhältlich.

    Wilhelm Ott
    ott@zdv.uni-tuebingen.de


    BI 97/7 + 8, S. 19-21