Auszüge aus dem XML-Quelltext einer typischen Tagebuchdatei::
<?xml version="1.0" encoding="ISO-8859-1" standalone="no" ?> <?xml-stylesheet href="../../dtd/hgkdiary-html.xsl" type="text/xsl"?> <!DOCTYPE TEI.2 SYSTEM "../../dtd/hgkdiary.dtd" [ <!ENTITY img0000 SYSTEM "../../images/preview/img0000.jpg" NDATA jpeg> ]> <TEI.2 xml:space="preserve"> <teiHeader type="text"> <fileDesc> <titleStmt> <title></title> <title> Tagebücher Harry Graf Kessler 05/1898</title> </titleStmt> <publicationStmt> <p>Interne Arbeitsdatei</p> </publicationStmt> <sourceDesc> <p>Grundlage: Tagebuchband ...</p> </sourceDesc> </fileDesc> <revisionDesc> <change> <date>(Vorlage: Simon) 30.06.98</date> <respStmt> <name>HeSi</name> </respStmt> <item>Transkription:</item> </change> <change> <date>17.08.98</date> <respStmt> <name>Ka</name> </respStmt> <item>Kollation:</item> </change> <change> <date>08.08.2000 08:46:09</date> <respStmt> <name>WordToTEI Version 2000/08/02/02</name> </respStmt> <item>Konvertierung nach XML aus H:\end_ablg\1898\1898_05.doc</item> </change> <change><date>11.05.2001</date><respStmt><name>Bie</name></respStmt><item>Datumseinträge und Verknüpfung abgeschlossen</item> </change> </revisionDesc> </teiHeader> <text> <body> <div type="month" id="m-1898-05"> <head>Mai 1898</head> <div type="entry" id="d-1898-05-03"> <head>3.5.1898 Dienstag</head> <opener><dateline><rs type="loc.wrt" key="o-3422">Berlin</rs>. 3 Mai 1898.</dateline></opener> <p>Diner bei Dirksens<note type="reg"><rs type="per" key="p-73175">Ella</rs> u. <rs type="per" key="p-58581">Willibald</rs></note>. - Der Traum ist Nichts als eine zusammenhangslose sozusagen kapriziöse Fortsetzung genau derselben Thätigkeit, der wir unsere Vorstellung einer von uns selber unterschiedenen, objektiven Welt verdanken: die individuelle Verarbeitung (Umdeutung) äusserer Reize durch die Phantasie. <hi rend="ul.1">Daher</hi> mag es kommen, dass Visionäre, Menschen, die auch im wachen Zustande ihren Blick nur nach innen kehren, die auch wachend sich wenig um die Aussenwelt kümmern, im Schlaf wenig träumen; <rs type="per" key="p-59671">Przsybyszewski</rs> hat mir gesagt, dass er seit einer grossen Reihe von Jahren <hi rend="ul.1">nie</hi> geträumt habe; während Nichts Einen zum Träumen mehr praedisponiert als eine längere hochgespannte Aufmerksamkeit auf Dinge der Aussenwelt. - Dasjenige, an dem man später die Stumpfheit und die Geschmacksverwirrung unserer Zeit am deutlichsten erkennen wird, sind die Bucheinbände unserer grossen Dampf-Buchbindereien und die Häuserfassaden unserer Maurerpoliere. Ich glaube nicht, dass es zu irgend einer Epoche Etwas so Widersinniges, Prätentiöses und Greisenhaft-Gelehrtes gegeben hat wie diese beiden zeitgenössischen Typen. Es ist der richtige Ausdruck unserer <hi rend="ul.1">beim „Ochsen</hi>“ kurzsichtig, d.h. Sinnenstumpf, gewordenen Philister.</p> </div> <div type="entry" id="d-1898-05-04"> <head>4.5.1898 Mittwoch</head> <opener><dateline><rs type="loc.wrt" key="o-3422">Berlin</rs>. 4 Mai 1898.</dateline></opener> <p>In <rs type="loc" key="o-4421">Bredow</rs> bei Bredows<note type="reg"><rs type="per" key="p-73272">Hedwig Caroline</rs> u. <rs type="per" key="p-60862">Wichard</rs></note>. Dort noch <rs type="per" key="p-56826">Bernhard Stolberg</rs>, <rs type="per" key="p-59993">Reinhold Richter</rs>, <rs type="per" key="p-57911">Spitzemberg</rs> etc.</p> </div> <div type="entry" id="d-1898-05-05"> <head>5.5.1898 Donnerstag</head> <opener><dateline><rs type="loc.wrt" key="o-3422">Berlin</rs>. 5 Mai 1898. Donnerstag.</dateline></opener> <p><rs type="per" key="p-56826">Bernhard Stolberg</rs> bei mir gegessen.</p> </div> <div type="entry" id="d-1898-05-07"> <head>7.5.1898 Samstag</head> <opener><dateline><rs type="loc.wrt" key="o-3422">Berlin</rs>. 7 Mai 1898.</dateline></opener> <p>Die ersten Exemplare meines Buches<note type="reg.p"><rs type="wrk" key="w-15978">Notizen über Mexico</rs></note> erhalten.</p> </div> <div type="entry" id="d-1898-05-08"> <head>8.5.1898 Sonntag</head> <opener><dateline><rs type="loc.wrt" key="o-3422">Berlin</rs>. 8 Mai 1898.</dateline></opener> <p>Die beiden Bredows<note type="reg.p"><rs type="per" key="p-63090">Gerhard Joachim</rs> u. <rs type="per" key="p-59989">Leopold Waldemar</rs></note> u. <rs type="per" key="p-59993">Reinhold Richter</rs> bei mir gefrühstückt.</p> </div> <div type="entry" id="d-1898-05-10"> <head>10.5.1898 Dienstag</head> <opener><dateline><rs type="loc.wrt" key="o-3422">Berlin</rs>. 10 Mai 1898.</dateline></opener> <p>Bei den Kürassieren in ihrem neuen Kasino gegessen.</p> </div> <div type="entry" id="d-1898-05-11"> <head>11.5.1898 Mittwoch</head> <opener><dateline><rs type="loc.wrt" key="o-3422">Berlin</rs>. 11 Mai 1898.</dateline></opener> <p>Nachmittags <rs type="per" key="p-63617">Hofmannsthal</rs> mich besucht; es ist ein kleiner, lustiger Wiener mit hoher, detonierender Stimme sprechend, aber durchaus sympathisch und natürlich (? eher <hi rend="ul.1">affektiert</hi> natürlich) in seiner Art und Weise. <rs type="loc" key="o-3422">Berlin</rs> misfällt ihm sehr; er findet es so „hart“; man vermutet in den Häusern überall Menschen mit viel Geld und wenig Geist. Er findet es aber doch weniger unliebenswürdig, als er erwartet hatte; er habe geglaubt lauter Menschen zu finden, die sich immer „auf den Rechtsstandpunkt stellten“; darin ist er angenehm enttäuscht.</p> </div> <div type="entry" id="d-1898-05-12"> <head>12.5.1898 Donnerstag</head> <opener><dateline><rs type="loc.wrt" key="o-3422">Berlin</rs> 12 Mai 1898.</dateline></opener> <p><rs type="per" key="p-63617">Hofmannsthal</rs> Nachmittags das innere <rs type="loc" key="o-3422">Berlin</rs>, die Grachten und die Apfelkähne, gezeigt. Er sah sich aber wenig um, und sprach dafür fortwährend. Er hat einen scharfen Blick für die oberflächlichen Tiefen des Lebens und drückt seine Entdeckungen pointiert und pittoresk aus; seine philosophische Begabung erscheint aber eleganter, als auf die Dauer wünschenswert ist. - Das Reiten ist eine so gute Charakterübung, weil es erfordert, dass man immerfort nicht das Pferd sondern sich korrigiert; ein in seinem innersten Grunde eitler Mensch wird schwer gut reiten lernen. - Die Hälfte des Leidens an der Welt wäre weggeräumt, wenn man lernen könnte, nie Andre besser, klüger, geschmackvoller, kurz anders als sie sind, machen zu wollen; sie nehmen, wie sie sind, und sich korrigieren, gut reiten lernen, ist das Geheimnis des Wenigleidens. Aber allerdings, welcher Verzicht; und warum dann überhaupt noch leben?</p> </div> [...] </div> </body> </text> </TEI.2>