1. Forschungsstand
Ein Wörterbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe gibt es bisher nicht. Der Grund ist u.a. in der Schwierigkeit religionswissenschaftlicher Begriffsbildung zu suchen. Viele der gegenwärtig noch verwandten Begriffe sind historisch gewachsen, meist aus Einzelreligionen verallgemeinert, wie etwa: "Schamanismus" oder "Totemismus". Dies sind verallgemeinerte Spezialbegriffe: Ihre Abstraktionsebene ist sehr verschieden; die Übertragbarkeit auf andere Religionen ist oft umstritten.
Eine Welle von neuen Begriffen dringt seit etwa 50 Jahren in die Religionswissenschaft. Sie kommt aus der Religionssoziologie, aus Psychologie und Verhaltensforschung, aus der Anthropologie, den Kulturwissenschaften im weitesten Sinne. Es handelt sich um Begriffe wie "Sublimation" oder "Interaktion".
Die Tübinger Religionswissenschaft ist bestrebt, die neuen Human- und Gesellschaftswissenschaften mit den alten historischen, deskriptiven, "geisteswissenschaftlichen" Fächern und Methoden zu verbinden. Eine Möglichkeit dazu ist das HrwG.
2. Aufgaben
Das HrwG hat folgende Aufgaben:
II. Der Einsatz von EDV
1. Art, Umfang und Aufnahme des Materials
Der Gesamtumfang des Handbuches, das innerhalb einer Reihe erscheint, ist vorgegeben: 2 Bände zu je ca. 900 Seiten. Vorgesehen sind 550 Artikel, die von etwa 30 Mitarbeitern geschrieben werden sollen. Diese Artikel wurden folgendermaßen klassifiziert:
Die Daten werden nach festgelegten Schreibkonventionen mit Kennzeichnung folgender Elemente eingegeben: Stichworte mit Klassenangabe; Bearbeiter/Betreuer; Verweise; Kommentare; Begriffe, die in einem Artikel behandelt sein sollen, die vielleicht ins Register kommen, aber kein eigenes Lemma erhalten.
2. Leistungen der Programme
Zu jedem Zeitpunkt der Bearbeitung können folgende Listen erstellt werden:
Während der Bearbeitung können die Daten laufend ergänzt und korrigiert werden. Die Zuweisung bestimmter Stichworte an eine Klasse kann geändert werden, wobei die Folgekorrekturen automatisch durchgeführt werden.
3. Stand der Arbeiten
Nach Sichtung ähnlicher Wörterbücher und Handbücher wurde ein eigenes Stichwortverzeichnis erstellt. Zur Zeit wird an der Strukturierung der Artikel gearbeitet, indem Verweisreihen den einzelnen Begriffen zugefügt werden.
Ob und in welchem Ausmaß der Einsatz der EDV erweitert werden kann, ist noch nicht entschieden. Es bieten sich an: die Aufnahme der Bibliographie, Kontrolle der Abkürzungen und Zitierweise.
Es wird angeregt, die Begriffssystematik des HrwG einer Bibliographie zur Religionswissenschaft zugrundezulegen und das Material gegebenenfalls in eine Datenbank einzugeben.
Verknüpfung der Grundbegriffe mit bibliographischen Daten ist geplant, vor allem zur Unterstützung der Bearbeiter mit Literaturangaben. Ein weiterer Ausbau über die Herstellung des HrwG hinaus wird aus finanziellen Gründen kaum möglich sein, jedoch ist die Einbringung des Projektes in ein geplantes Theologisches Dokumentationssystem denkbar.
Die Reime werden maschinell ermittelt und geordnet, aber nicht, wie bisher üblich, nach ihrer orthographischen Gestalt, sondern phonemisch, und zwar aus zwei Gründen:
Es gilt also, die textgetreu aufgenommenen 740 Gedichte (oder knapp 12.000 Verse) in ihre phonemische Repräsentation zu überführen. Voraussetzung dafür ist eine Morphemanalyse, bei der Stimmlosigkeit, Vokallänge, Auslautverhärtung, unbetontes "e" in Flexionsendungen eindeutig identifiziert werden.
Diese Analyse geht in drei Schritten vor:
Dabei gibt es natürlich unlösbare Fälle, aber das Ziel ist, immer mehr grammatische und strukturelle Informationen zu aktivieren, sodaß ihre Zahl gering bleibt und bequem in einer Liste erfaßt werden kann.
Nach der Morphemanalyse kann dann mit der Ermittlung der Reime begonnen werden:
Damit ist der Reimtyp ermittelt, unter dem das Wort und sein Partner im Verzeichnis der Reimbindungen erscheinen werden.
Für die Entscheidung über Zweifelsfälle gibt die lautliche Strukturierung der Parallelzeile Hilfen (z.B. gibt mit kurzem oder langem "i", Schwert mit kurzem oder langem "e"). Diese Hilfen können aber nicht zur Entscheidung über Reinheit oder Unreinheit eines Reimes dienen.
Renate Birkenhauer (Deutsches Seminar)
Automatische Phonemanalyse für die Erstellung eines Reimwörterbuchs zu Stefan George
Das geplante Reimwörterbuch ist Teil einer Dissertation über die Reimtechnik Stefan Georges. Bei seinem Versuch, der Dichtersprache seiner Zeit neue Ausdruckskraft abzugewinnen, spielten klangreine, unverbrauchte, möglichst nur einmal zu verwendende Reime eine wesentliche Rolle. Das Wörterbuch soll Auskunft geben über Neuschöpfungen und Wiederentdeckungen von Reimen, über ihre Häufigkeit und Stellung.
Eine Kennzeichnung von Hand scheidet aus einem prinzipiellen Grund aus: Dasselbe Programm, das die Endreime identifiziert, sollte auch in der Lage sein, andere Klangstrukturen innerhalb der Verszeile zu registrieren (Binnenreime, Assonanzen, Alliterationen und ein vielfältiges Spiel mit verwandten Konsonanten). Beim Aufspüren solcher verdeckten klanglichen Organisation, die wesentlich zur Georgeschen Reimtechnik gehört, ist aber ein Einzelner überfordert. Eine maschinelle Klanganalyse arbeitet unbestechlicher und exakter.
Das Programm ordnet jedem Phonem seine distinktiven phonetischen Merkmale in Form einer binären Matrix zu und prüft innerhalb eines Gedichts jeweils vom Ende jeder Verszeile her auf Übereinstimmung dieser Merkmale ab. Der tatsächliche Reimvokal wird als dasjenige vokalische Phonem erkannt und mit einem Sonderzeichen markiert, nach dem, vom Ende her gesehen, die Übereinstimmung aufhört (wenn der Vergleich nicht schon vorher wegen Nichtübereinstimmung abgebrochen wird). Unreinheit von Reimen ist definiert als Nichtübereinstimmung in einem einzigen Merkmal, z.B. dem der Stimmhaftigkeit bei laden : raten oder der Vokallänge bei grüßen : müssen.
Diskussion
Das Programm arbeitet ohne eine Wörterliste; als einzige vorgegebene Hilfe für die automatische Umwandlung der orthographischen in die phonemische Wortgestalt werden folgende drei Listen benutzt:
Die Homographentrennung (z.B. sucht : Sucht) erfolgt durch Präkodierung (sucht1 : Sucht2). Die Präkodierung dient jedoch nicht als Ersatz für Leerstellen in der theoretischen Konzeption; für unlösbare Fälle (außer Homographen) erfolgen keine Eingriffe in die Daten von Hand.
(Die Kurzfassungen der Referate wurden von den Referenten zur Verfügung gestellt.)
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Übersicht über die bisherigen Kolloquien