Aus dem Protokoll des 72. Kolloquiums über die Anwendung der
Elektronischen Datenverarbeitung in den Geisteswissenschaften
an der Universität Tübingen vom 7. Februar 1998

Lutz Ilisch, Corinna Fischer (Tübingen):

Die islamischen Münzen als Datenträger. Erschließung der Sammlung islamischer Münzen der Universität Tübingen

Münzen und ihre Datenkategorien

Münzen waren über lange Zeiten der Geldgeschichte hinweg eine Warenart, deren Wert auf dem Metallwert beruhte und deren Verwendung als Wertmesser im Zahlungsverkehr durch eine staatliche Garantie des Feingehaltes und zumeist auch des Gewichts, die durch aufgeprägte oder eingegossene Symbole und Aufschriften erleichtert wurde. Daraus ergibt sich die Erfaßbarkeit von Münzen in zweierlei Hinsicht: technische Daten, welche mit Metall, Gewicht, Größe, verfahrenstechnischen Angaben individuelle Merkmale einer Münze erschließen und andererseits Bestimmungsdaten, welche die Verantwortungsverhältnisse der Garantieerklärung wie der Prägeherrschaft, Datum, Münzstätte symbolisch oder schriftlich reflektieren. Münzsammlungen sind traditionell an der endlichen Vielfalt von Bestimmungsdaten orientiert. Doch die geldgeschichtliche Orientierung der modernen Numismatik rückt zunehmend die unendliche Menge technischer Daten in den Vordergrund.

Islamische Münzen halten hier allerdings eine Sonderstellung, welche die Bestimmungsdaten stärkt. Denn die älteren Münzen der islamischen Welt sind in ihrem Nutzen und in ihrer praktischen Handhabung dem Archivgut nicht unähnlich. Das hat seinen Grund darin, daß gerade diese Münzen in der Unterscheidung von den Schriftquellen und Sachquellen besser in die erste Gattung einbezogen werden sollten. Worin aber besteht die Bedeutung dieser Quellengattung für die islamische Geschichte?

Unser heutiges Bild von der mittelalterlichen Geschichte der islamischen Welt von Spanien bis nach Indien und an die Grenzen Chinas basiert auf der Überlieferung aus Chroniken, Biographiensammlungen und anderem literarischen Material, mit anderen Worten auf geschichtlichen Sekundärquellen. Deren Quellenwert schwankt zwischen der neutralen Berichterstattung von Zeitzeugen einerseits und sagenhaften Erzählstoffen andererseits. Im Gegensatz zu Europa, wo unsere Kenntnis weitaus stärker auf Primärquellen wie Urkunden und anderem Archivmaterial beruht, sind im islamischen Orient die Archivbestände aus der Zeit vor 1500 nur in wenigen Einzelfällen erhalten und auch danach ist ihr Umfang nicht annähernd an europäischen Maßstäben zu messen. Durch ihre religiös bedingte Bildlosigkeit zeigen islamische Münzen umfangreiche Aufschriften, darunter regelmäßig die Angabe des Entstehungsortes und des gewöhnlich in Worten ausgeschriebenen Prägejahres. Zu den wichtigsten Herrschaftsrechten muslimischer Fürsten zählte die Nennung des eigenen Namens, welche aber auch die Namensnennung aller übergeordneten Herrscher notwendig machte. Ein Emir hatte auf seinen Münzen also auch einen Sultan und noch über diesem einen Kalifen zu benennen. Daher kommt - anders als für die mittelalterliche christliche Welt - den islamischen Münzen ein hoher Quellenwert auch außerhalb der Geldgeschichte zu. Des weiteren beherbergen alle heute wichtigen Sammlungen mehr unpubliziertes Datenmaterial als publiziertes.

Die Tübinger Sammlung islamischer Münzen

In Deutschland befindet sich die nicht nur numerisch größte, sondern auch qualitativ beste Sammlung islamischer Münzen im Besitz der Universität Tübingen. Sie ist Teil der Universitätsmünzsammlung, die auch über einen bedeutenden Bestand von rund 20.000 griechischen, römischen und, im mittelalterlichen und neuzeitlichen Bereich, vor allen Dingen württembergischen Münzen verfügt. Sie wird im Archäologischen Institut der Universität bewahrt und bearbeitet.

Aufbauend auf einem kleinen Altbestand von rund 600 orientalischen Münzen, der überwiegend mit dem Erwerb der Sammlung des Orientalisten Ernst Meier 1866 an die Universität kam, konnte 1988 mit Hilfe der Volkswagen-Stiftung die damals bedeutendste Privatsammlung islamischer Münzen des Mittelalters erworben werden. Für ihre Bearbeitung wurde 1990 am Orientalischen Seminar die Forschungsstelle für islamische Numismatik (FINT) eingerichtet. Mit der Unterstützung privater Förderer und durch gezielten Zuerwerb gelang es in den folgenden zehn Jahren, den Bestand dieses Sammlungsteils auf gegenwärtig 56.000 Münzen zu erhöhen. Die Qualität liegt vor allem in der Datenvielfalt, welche die islamische Münzgeschichte systematisch wiederspiegelt. Als historisches Auskunftsmittel ist sie zwar wie ein Archiv wohlgeordnet, jedoch ist nur ein Bruchteil der in ihr enthaltenen Daten aus ihrem Bestand oder auch nach Exemplaren anderer Sammlungen bis heute veröffentlicht.

Die Bestimmungsdaten

Bestimmungsdaten betreffen die Münzhoheit oder den Prägeherrn, das Nominal, den Zeitpunkt und den Ort der Prägung. Wir kennen heute über tausend verschiedene Münzstätten, in denen während des Mittelalters islamische Münzen entstanden. Auch wenn nicht alle dieser Münzstätten eine kontinuierliche Produktion aufweisen, so können sie uns in ihrer jeweiligen aktiven Phase detailliert Auskunft über die Entwicklung der Herrschaftsverhältnisse vermitteln. Sie machen es möglich, die weniger sicheren, aber vielfältigeren Berichte der Chroniken in Bezug auf die Richtigkeit der Daten und Namen zu überprüfen.

Als Quelle werden Münzen aber erst dann zum Sprechen gebracht, wenn ausreichend dichte Datenreihen vorliegen. Das gelang für einige europäische Teilbereiche der islamischen Welt, wie Spanien oder das Wolgagebiet, aber auch für das islamische Indien weitgehend schon im vergangenen Jahrhundert. Doch erst in den letzten Jahrzehnten war es möglich, Sammlungen wie die Tübinger aufzubauen, die in ihrem größtenteils noch unveröffentlichten und zuvor unbekannten Material den nahöstlichen Raum und den iranischen Osten erschließen.

Zur Entwicklung der Bestimmungsdaten von Münzen des islamischen Mittelalters

Das Münzwesen war keine Erfindung des Propheten Muhammad, und die Regulierung dieses Bereichs des wirtschaftlichen Alltags gehörte nicht zu den Aufgaben des frühen islamischen Staates. Das Geld als Edelmetall war im Hijaz bekannt, nicht aber daß es durch eine staatliche Münzpolitik zu regulieren war. So ist verständlich, daß während der ersten Expansionsphasen islamischer Herrschaft während des 7. Jahrhunderts mit dem byzantinischen und sasanidischen Münzwesen zwei sehr unterschiedliche Geldsysteme integriert wurden. Trotz aller äußerlicher Verschiedenheit war aber die Vorstellung davon, welche Daten die Münzen zur Kontrolle der Verantwortlichkeit ihrer Ausgabe tragen sollten, recht ähnlich. Die Münzprägung oblag der staatlichen Autorität, zeigte daher das Bild und den Namen des Kaisers oder des Šāhānšāh (Schahanschah) sowie ein Symbol der Staatsreligion, Kreuz oder Feueraltar, machte eine kodierte Angabe zum Prägeort und datierte das Jahr der Prägung nach Regierungsjahren. Da die kalifische Zentrale nunmehr die Münzhoheit nicht beanspruchte und im ehemals byzantinischen Westen weiterhin dem Kaiser überließ bzw. schließlich mit dem Bild des verstorbenen Heraklius und seiner Söhne prägte, übernahmen im Osten regionale Gouverneure die Garantie der richtigen Münzprägung mit ihrer Namensnennung. Die Jahresdatierung wurde seit der Mitte des 7. Jahrhunderts in den noch heute üblichen Hiǧradaten (Higradaten) ausgedrückt. Erst gegen Ende des Jahrhunderts übernahm die staatliche Zentrale die Organisation der Münzprägung.

In einer großen Münzreform in den letzten Jahren des 7. Jahrhunderts wurde den ikonoklastischen Tendenzen, die sich bald auch in der christlichen Welt Geltung verschafften, Rechnung getragen und ein rein epigraphes Münzbild geschaffen, welches religiösen Aussagen breiten Raum ließ, die Nennung variabler Daten aber auf die Grundeinheiten Nominal, Münzstätte und Prägejahr beschränkte. Nur die Kupfermünzprägung, die immer einen Sonderstatus als Geldzeichen unabhängig vom Materialwert hatte, nennt gelegentlich Namen; Gold und Silber nennen dagegen nur Allah und Muhammad, jedoch keinen zeitlichen Herrscher. Wenig mehr als 70 Jahre waren dieser reinen Lehre vergönnt, welche die Aussagefähigkeit der Münzen stark beschränkt. Danach stellen sich zunächst Gouverneursnamen ein, nach einem weiteren Jahrzehnt auch gelegentlich der Kalifenname oder beides. Es dauert nicht lange, bis weitere Namen, die für uns heute vielfach nicht identifizierbar sind, hinzutreten. Man wird sie Beamten der Münzstättenverwaltung zuschreiben dürfen oder lokalen Verwaltungsgrößen.

Zu dieser Zeit der ersten Jahre nach 800 AD wurde das Recht der Namensnennung zum Problem. Nach 809 gab es unter den Söhnen Hārūn ar-Rašīds (Harun ar-Raschids) einen Nachfolgestreit um das Kalifat, bei dem offenbar die Propagandawirkung der Namensnennung eine Rolle spielte, denn der in Baġdād (Bagdad) herrschende al-Amīn (al-Amin) verbot kurzerhand die Prägungen mit dem Namen seines Bruders; der wiederum - nachdem er sich durchgesetzt hatte - versuchte zur anonymen Prägung zurückzukehren. Erst nach dessen Tod entstand im Jahr 834 AD durch die alleinige Hinzufügung des Kalifennamens ein klar formuliertes Recht der Namensnennung. Dieses Recht der Namensnennung wurde allerdings zunehmend delegiert. Dabei war es stets notwendig, die hierarchische Stufung durch vollständige Namensnennung der Zwischenglieder zu kennzeichnen. So sind für das 9.-12. Jahrhundert mehrere Namensnennungen charakteristisch, und es können im Extremfall bis zu sechs verschiedene Personen genannt werden, wenn komplizierte Vasallitätsverhältnisse dies notwendig machen. Die Folge ist eine Zunahme des durchschnittlichen Textumfangs von etwa 50 auf durchschnittlich 70 Wörter und eine Verschiebung zugunsten der säkularen Bestandteile der Münzaufschrift. Gelegentlich kommt es im iranischen Raum im 11./12. Jahrhundert vor, daß Stempelschneider offenbar ihren Ehrgeiz dareinsetzen, in mikroskopisch kleiner Schrift durch die Erweiterung der religiösen Aufschriften den Textumfang auf über 150 Wörter zu steigern.

Der Höhepunkt der differenzierten Namensvielfalt war jedoch zu diesem Zeitpunkt schon überschritten. Nachdem mit der Mongoleninvasion das Bagdader Kalifat im Jahr 1258 unterging, kommen mehr als zwei hierarchisch geordnete Namen auf einer Münze nicht mehr vor, und das blieb für den Rest des Mittelalters so. Trotz aller Zersplitterung der Herrschaftsrechte ist die Tendenz zur Reduzierung auf einen Herrschernamen deutlich, und das bedeutet oft genug den Verzicht auf die Nennung unmittelbarer Prägeherren, welche jedoch gestalterischen Einfluß auf das Münzbild nehmen und auch den Münzfuß und damit die grundlegenden technischen Daten (Gewicht und Feingehalt) regulieren konnten. Über all diese Entwicklungen hinweg blieb das recht regelmäßige Vorkommen von Prägejahr und -ort unangetastet.

Quellenkritik der Bestimmungsdaten

Im Umgang mit diesen Bestimmungsdaten: Prägeherren, Nominal, Prägedatum und -ort ist zu berücksichtigen, daß sie der Quellenkritik bedürfen. Zu fast allen Daten gibt es Faktoren, welche ihre Absolutheit beschränken. Ein gravierenderes Problem ist das Auftreten hybrider Prägungen, d. h. Münzen, welche mit zwei nicht zusammengehörigen Stempeln geprägt worden sind. Da passen oft die Jahreszahlen nicht zu den Namensnennungen. Es zeigt sich aber bei sorgfältiger Prüfung, daß das Phänomen seltener ist, als zuweilen angenommen wird. Wenn Feingehaltsmessungen vorliegen, stellte sich etwa bei dem seit 1996 an der Forschungsstelle für islamische Numismatik durchgeführten archäometallurgischen Forschungsprojekt mehrfach heraus, daß es sich bei diesen Münzen nicht um Produkte offizieller Münzstätten, sondern um Nachahmungen oder um zeitgenössische Fälschungen handelt. Gelingt es, diese im Datenmaterial zu eliminieren, so reduziert sich das Vorkommen der Hybriden auf wenige Zeitabschnitte und Regionen. Würden wir versuchen, die aus literarischen Quellen vorzüglich dokumentierte Reihe sāmānidischer (samanidischer) Emire des 9. und 10. Jahrhunderts nur aus Münzdaten zu rekonstruieren, so würde das Bild sowohl durch imitative Prägungen mit irreleitenden Jahresdaten und Münzstättenangaben als auch durch das Vorkommen von Hybriden verfälscht. Zumindest die erste Gruppe ist durch stilistische Abweichungen zu fassen. Hybride dagegen können nicht in jedem Fall mit einfachen numismatischen Methoden aufgedeckt werden. Probleme entstehen vor allem dann, wenn sie aus der Datenkombination heraus nicht auffällig sind. Die Forderung nach einer strikten Kennzeichnung aller Bestimmungsdaten nach ihrer Position auf Vorder- und Rückseite liegt hier nahe. Namensnennungen können postum aus politischen Gründen weitergeführt werden. Die Nominalbenennung beschränkt sich konventionell auf die Bezeichnungen Dinar für Goldmünzen jeder Art, Dirham für Silbermünzen jeden Gewichts und Fals für Kupfermünzen beliebigen Werts.

Bei den Jahreszahlen ist es wichtig festzustellen, ob es fortlaufende Datenreihen gibt, andernfalls muß mit immobilisierten Daten gerechnet werden. Ebenso ist es möglich, daß gar keine Datierung der Prägung, sondern nur eine Datierung des Stempelschnitts beabsichtigt war. Da eine Münze gewöhnlich mit zwei losen Stempeln geprägt wird, wurden in solchen Fällen meist beide Stempel separat datiert. Wenn hierdurch widersprüchliche Daten auf Münzen zu finden sind, so muß das nicht als Hybridität gedeutet werden. Im Osmanischen Reich war es in der Neuzeit üblich, die Münzen nur mit dem Regierungsantrittsjahr zu versehen.

Es ist natürlich ratsam, in derartigen Fällen Daten zu kennzeichnen, aber bisher gibt es in der islamischen Numismatik keine Konventionen für entsprechende Siglen, die den abweichenden Charakter von derartigen Jahresdaten klären.

Die technischen Daten

Ich möchte den technischen Daten in diesem Zusammenhang weniger Raum geben. Sie bestehen zumeist aus dem leicht ermittelbaren Gewicht, dem Durchmesser, wobei konventionell der größte Durchmesser angegeben wird, und der Stempelstellung, d. h. der Position, in der die separat beweglichen Ober- und Unterstempel zueinander standen und ihre Gravur durch die Prägung abbildeten. Sie wird heute gewöhnlich mit Uhrzeitangaben wiedergegeben, da die früher üblichen Angaben mit Pfeilen heute satztechnisch allzu kompliziert und auch optisch weniger präzise als die Uhrzeitangabe ist.

Von diesen Daten kommt allgemein dem Gewicht die größte Bedeutung zu, da die Bestimmung des Sollgewichts einer Münzart von münzgeschichtlicher Relevanz ist. Doch gibt es gerade unter den islamischen Münzen solche, die mit zufälligem Gewicht ausgegeben wurden. Im Zahlungsverkehr mußten diese Münzen dann zugewogen werden. Das läuft der an europäischem Material entwickelten gängigen Definition der Münze, zu der die Normierung des Gewichts gehört, zuwider. Das Phänomen einer nur den Feingehalt garantierenden Münzprägung ist aber im islamischen Raum vom 9. bis zum 12. Jahrhundert so verbreitet, daß eher der Begriff der Münze dieser Realität anzupassen ist. Geldgeschichtlich ist das Gewicht ohne Kenntnis des Feingehalts kaum aussagefähig. Dennoch gehört der Feingehalt nicht zum Kanon der üblichen technischen Daten, da die Ermittlung allzu großen Hindernissen gegenüberstand. Die Tübinger Syllogeproduktion hat seit dem Erscheinen des zweiten Hefts zumindest bei Goldmünzen eine Angabe des spezifischen Gewichts hinzugefügt, welche mit einfachem Gerät relativ präzise berechnet werden kann, woraus dann eine bessere Einschätzung des Feingehaltes möglich ist.

Die Veröffentlichungsreihe Sylloge Nummorum Arabicorum

Schon seit einem halben Jahrhundert hat sich die klassische Archäologie durch eine Veröffentlichungsreihe der Sammlungen griechischer Münzen, der Sylloge Nummorum Graecorum, ihr wichtiges Quellengut in Beschreibung und Bild erschlossen. Es war diese in Deutschland vom Deutschen Archäologischen Institut koordinierte Reihe, die konzeptionell Pate stand, als nach 1990 mit der Veröffentlichung der Tübinger Islammünzen begonnen wurde. Gegliedert werden diese Hefte nach Regionen und Prägeorten, darunter chronologisch aufgebaut. Erst zwei Hefte sind bislang erschienen, zwei weitere befinden sich gegenwärtig im Druck und werden noch im Sommer 1998 herauskommen. Drei weitere befinden sich in Arbeit. Kleinere Sammlungen, wie die des Ashmolean Museum in Oxford (ca. 20.000 islamische Münzen) und die der Universität Jena (ca. 7000 islamische Münzen), folgten dem Beispiel und arbeiten gegenwärtig an der Veröffentlichung auch ihrer Bestände nach diesem Vorbild.

Die Erschließung islamischer Münzen mit TUSTEP

In der Forschungsstelle für islamische Numismatik werden bislang über 30.000 Münzen in 25 Dateien mit TUSTEP verwaltet.

Aus den ursprünglich im MacWord-Format vorliegenden Daten (also reinen Textdateien) entstanden über diverse Kopiere-Programme in TUSTEP, aber auch in Handarbeit im Editor (so das Löschen zusätzlicher Textteile und Anmerkungen sowie nicht konvertierbarer Textteile/Sonderzeichen; Vereinheitlichung von Schreibweisen und Benennungen etc.) TUSTEP-Datensätze mit je 15 Kategorien: laufende Nummer (die von TUSTEP vergeben wird), Dynastie/Serie, Herrscher, Nominal, Münzstätte/Region, Prägejahr, Metall, Gewicht, Aufschriften, Literaturzitate, Provenienz, Bemerkungen, Inventarnummer, Bildnummer, Stempelstellung. Diese "Original"-Münzdateien enthalten allerdings meist nur Angaben zu folgenden Kategorien: Inventarnummer, Metall, Nominal, Münzstätte, Prägejahr, Herrscher und Dynastie. Da jede Datei den Münzbestand einer Dynastie repräsentiert, unterscheiden sich die Dateien sehr im Umfang (zwischen 37 und 3.012 Münzen je Datei).

Der laufende Zuwachs durch Schenkungen und Käufe und ein Depositum hat den Bestand an Münzen seither annähernd verdoppelt. Die Aufnahme dieser neuen bzw. der bislang "nur" handschriftlich erfaßten Münzen erfolgt im Rahmen der Veröffentlichung der Münzen in den sukzessive erscheinenden Syllogebänden. Da die Syllogebände mit TUSTEP hergestellt werden (als Textdateien mit Formatiereanweisungen), können die beim Erfassen neu gewonnenen Informationen zu den einzelnen Münzen programmgesteuert (mit Hilfe umfassender Kopiere- und Einfügeprogramme) den eigentlichen Münzdateien zugeführt werden. Das Hinzufügen der hier neu gesammelten Informationen in die Münzdateien erfolgt über die Konkordanz von Münznummer (im Syllogeband) mit Inventarnummer der entsprechenden Münze. Durch die umfassende Dokumentation der einzelnen Münzen in den Syllogebänden wächst der Informationsgehalt der Münzdateien somit entsprechend der Veröffentlichungsgeschwindigkeit der Syllogebände.

Syllogebände und Münzdateien folgen unterschiedlichen Organisationsprinzipien: Die Syllogebände sind nach Münzstätten, die Originalmünzdateien nach Dynastien geordnet. Diese unterschiedliche Struktur führt dazu, daß jeder Syllogeband Münzen mehrerer Münzdateien enthält. Darüber hinaus werden über die Syllogebände aber auch Münzen erfaßt, die bislang noch in keiner Münzdatei stehen. (Für das Eruieren dieser Münzen wurde in TUSTEP kein passender Parameter gefunden.) Für diese neuerfaßten Münzen wurden vorläufig Extradateien angelegt.

Zum einfachen und effizienten Umgang mit dieser mittlerweile sehr umfangreichen Datenmenge wurde von den Bearbeitern auf die Möglichkeiten der Makroprogrammierung in TUSTEP zurückgegriffen. So erlaubt z. B. das Kommandomakro "$Suche" die Suche nach einem oder mehreren Begriffen (mit den Möglichkeiten der Codierung beliebiger Zeichen bzw. Zeichenfolgen) in einer, mehreren oder auch allen Münzdateien und einer, mehreren oder allen Kategorien. Die Ausgabe der so ermittelten Datensätze - die ebenfalls an ein Makro gekoppelt ist - kann nach Wunsch in eine Datei oder direkt an den Drucker (HP Laserjet III) erfolgen. Das Makro bietet dabei eine Sortierung der gefundenen Datensätze nach einer beliebigen Münzkategorie an. Eine eigene Menüleiste (diverse Drucke-Optionen, Suchmöglichkeiten, Editor-Steuerbefehle) bedeutet für die Syllogeautoren (und natürlich alle anderen TUSTEP-User) eine enorme Vereinfachung der Arbeit im TUSTEP-Editor. Über Editormakros wird darüber hinaus die Texteingabe - vor allem der vielen Diakritika - wesentlich vereinfacht.


aus: Protokoll des 72. Kolloquiums über die Anwendung der EDV in den Geisteswissenschaften vom 7. Februar 1998