Praxis der SGML-konformen Textauszeichnung nach den Richtlinien der Text Encoding Initiative (TEI): 4. TEI-Workshop am ZDV

Unter der Leitung von Michael Sperberg-McQueen, PhD und Dr. Winfried Bader wurde vom 17. bis 20. 2. 1999 am ZDV zum vierten Mal ein TEI-Workshop veranstaltet. Sperberg-McQueen (University of Illinois at Chicago) hat als leitender Herausgeber die TEI-Richtlinien maßgeblich mitgestaltet; weiterhin ist er an der Entwicklung des XML-Standards beteiligt. Winfried Bader (Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart) ist durch seine langjährige Tätigkeit in der Abteilung LDDV des ZDV sowie durch seine nunmehrige Aktivitäten im Verlagsbereich ausgewiesen. Der Workshop bot insgesamt 35 Teilnehmern aus Deutschland und der Schweiz - darunter in diesem Jahr auch wieder Vertreter aus dem Verlagsbereich - Gelegenheit, sich über vier Tage mit den Möglichkeiten zu beschäftigen, die anwendungsneutrale Datenauszeichnung, insbesondere bei Verwendung der TEI-Tagsets, für die Erschließung und Darstellung von Texten bietet.

Abweichend von den bisherigen Workshops (vgl. BI 95/11+12, S. 11f.; 96/3+4, S. 9f.; 97/3+4, S. 8f. ) lag der Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung auf der Praxis und den erforderlichen Werkzeugen. Die Prinzipien des anwendungsneutralen Taggings und die Konzepte, die SGML und TEI zugrundeliegen, wurden deshalb nur knapp behandelt. Dagegen boten Übungen, die neben Vorträgen und Demonstrationen angeboten wurden, Gelegenheit, Strukturdefinitionen auf Texte anzuwenden und dabei gleichzeitig verschiedene Softwareprodukte kennenzulernen. Probleme der Texterfassung und -auszeichnung, der Strukturanalyse und -transformation, Registererstellung und Publikation im typographisch anspruchsvollen Satz und in elektronischen Medien wurden anhand vorbereiteter Materialien erläutert, diskutiert und von den Teilnehmern eigenständig bearbeitet. Weiter informierten Referate von A. Fiebig bzw. M. Küster über die Möglichkeiten, die DSSSL für medienunabhängige Layouts bietet, bzw. über UNICODE und die Perspektiven, die sich mit diesem Standard eröffnen. Bei den Übungen wurden - neben anderen Softwareprodukten - Author/Editor, Panorama, OMNIMARK und TUSTEP eingesetzt.

Die Übungen wurden von den Teilnehmern als außerordentlich hilfreich empfunden - angesichts der Dauer des Workshops ist offensichtlich, daß Vorträge und Demonstrationen nur dann sinnvoll sind, wenn Gelegenheit besteht, die vermittelten Informationen vor Ort zu vertiefen. Zudem bietet ein entsprechend vorbereiteter Pool Möglichkeit, unterschiedliche Produkte zunächst einmal zu testen - ohne sie zuvor erwerben (und installieren) zu müssen.

Der Workshop war schnell ausgebucht, zahlreiche Interessenten mußten auf den nächsten Workshop vertröstet werden. Die Provenienzen der Teilnehmer bzw. Interessenten lassen erkennen, daß nicht nur im Bereich Universitäten und Akademien, bei den dort für Einzelprojekte bzw. die EDV-Anwendung generell Verantwortlichen, sondern auch im Verlagswesen wachsendes Interesse an anwendungsneutraler Datenhaltung und am Erfahrungsaustausch mit Kollegen, vor allem mit den für die Entwicklung des TEI- und XML-Standards Verantwortlichen besteht.

Matthias Kopp
kopp@zdv.uni-tuebingen.de


BI 99/3 + 4, S. 10