Aus dem Protokoll des 62. Kolloquiums über die Anwendung der
Elektronischen Datenverarbeitung in den Geisteswissenschaften
an der Universität Tübingen vom 26. November 1994

 

Hermann Schnarr (Trier)

Edition der Sermones des Nikolaus von Kues.
Erfahrungen mit der Umstellung einer laufenden Edition auf EDV

1. Person und Werk des Nikolaus von Kues

Der Lebensweg des Nikolaus von Kues stellt sich uns dar als ein steiler Aufstieg. Geboren wurde er 1401 in dem Dorf Kues an der Mosel gegenüber der Stadt Bernkastel als Sohn wohlhabender Eltern. Nach dem Studium an den Universitäten in Heidelberg und Padua, das er 1423 mit der Promotion zum doctor decretorum abschloß, trat er in Dienst der Trierer Kurfürsten und Erzbischöfe; später, seit seinem 1432 erfolgten Eintritt ins Baseler Konzil, erweitert sich sein Tätigkeitsfeld auf den Raum des römischen Reiches und der Gesamtkirche.

Im Jahre 1437 reist er als Mitglied einer päpstlichen Gesandtschaft nach Konstantinopel, um den oströmischen Kaiser zum Unionskonzil nach Florenz/Ferrara einzuladen. Auf der Rückreise 1438 kommt ihm auf dem Meer die Idee der "docta ignorantia". Dieses philosophisch-theologische Hauptwerk hat ihn seitdem bis heute als Philosophen von Rang berühmt gemacht. Am 20. Dezember 1448 erfolgt durch Papst Nikolaus V. seine Erhebung zum Kardinal und im gleichen die Ernennung zum Bischof von Brixen. Und am 24. Dezember 1450 wird er zum Kardinallegaten ernannt, um in Deutschland den Jubiläumsablaß zu verkünden und gleichzeitig die deutsche Kirche zu reformieren. Die Legationsreise durch Deutschland dürfte für Nikolaus der Höhepunkt seines Lebens gewesen sein.

Bei dem Versuch, sein Bistum zu reformieren, gerät Nikolaus in Konflikt mit dem Landesherrn von Tirol, Herzog Sigismund, der mit der Vertreibung aus seinem Bistum durch Herzog Sigismund endet. Die letzten Jahre seines Lebens verbringt er an der Kurie in Rom. Auf einer Reise im Auftrag Papst Pius II. nach Ancona stirbt er in Todi am 11. August 1464. In seiner Titelkirche in Rom, San Pietro in Vincoli wurde er bestattet und dort befindet sich auch heute noch sein Grabmonument.

Sein Vermögen hatte er zur Einrichtung einer Stiftung bestimmt, die heute noch besteht: das St. Nikolaus-Hospital in Kues, in dem 33 armen alten Leuten ein erträglicher Lebensabend ermöglicht werden soll. Dort befindet sich auch seine Bibliothek.

Sein inneres Leben spiegeln uns seine schriftlich hinterlassenen Werke. Erstaunlich ist die große Anzahl seiner Werke und die Vielfalt der darin behandelten Themen. Nikolaus von Kues war eine Art Polyhistor. In seinen Schriften befaßte er sich mit Rechtsfragen, Philosophie, Theologie, Mathematik, Naturwissenschaft, Astronomie. Zu diesen Schriften kommen noch beinahe 300 überlieferte Predigten.

2. Zur kritischen Edition der Werke des Nikolaus von Kues

Nikolaus von Kues hat seine Werke in schön geschriebenen Pracht-Kodizes gesammelt. Die heute in Kues liegenden Codices Cusani 218 und 219 enthalten die philosophisch-theologischen Werke; die in Rom in der Vatikanischen Bibliothek befindlichen Codices Vaticani Latini 1244 und 1245 enthalten seine Predigten.

Relativ früh erfolgte die Drucklegung seiner Werke, bereits 1488 in Straßburg und 1514 in Paris, in drei Bänden herausgeben von Jacobus Faber Stapulensis. Von dieser dreibändigen Pariser Ausgabe erschien 1565 in Basel ein Nachdruck. Für über 400 Jahre betrachtete man diese Ausgaben als hinreichend. Auf die Initiative des Heidelberger Philosophen Ernst Hoffmann kam es 1927 zum Plan einer kritischen Edition der Werke des Nikolaus von Kues: Nicolai de Cusa Opera omnia iussu et auctoritate Academiae Litterarum Heidelbergensis ad codicum fidem edita. Zu diesem ursprünglichen Plan gehörte nicht die Edition der Sermones.

Mit der fortschreitenden Edition kam man zu der Einsicht, daß nur die Veröffentlichung des gesamten Werkes ein Gesamtbild der Persönlichkeit des Nikolaus von Kues gewährleistet. Gerade die Sermones ermöglichen uns einen Blick in die Entstehung des Cusanischen Denkens. Bezüglich der literarischen Qualität finden sich die unterschiedlichsten Texte im Gesamtcorpus der Predigten. Im Rahmen einer vollständigen Edition aller Predigten ist es gerechtfertigt, auch nur aus Notizen bestehende Entwürfe herauszugeben.

Hier setzt die Aufgabe des Editors ein. Er muß einen aufgrund der Handschriften gesicherten Text liefern. Dieser Text wird durch den textkritischen Apparat, den ersten Apparat, ausgewiesen. Durch Anmerkungen und Verweise muß er Material liefern, mit dessen Hilfe der Leser sozusagen die Predigt, soweit möglich, gleichsam rekonstruieren kann. Das ist Aufgabe eines zweiten Apparates, der Hinweise auf Quellen und auf verarbeitetes Traditionsgut bringt. Zusätzliche Hinweise über Umstände und Situation einer jeden Predigt liefern die vorangestellten Praenotanda. In chronologischer Anordnung geben uns die Predigten des Cusanus so einen guten Überblick über seine geistige Entwicklung.

Für die Mitarbeit an der Predigt-Edition konnte Rudolf Haubst, der von der Heidelberger Cusanus-Komission mit der kritischen Edition der Sermones des Nikolaus von Kues betraut worden war, den schon von der Scotus-Ausgabe her ausgewiesenen Martin Bodewig gewinnen. In Zusammenarbeit mit ihm und unter Mitwirkung von Werner Krämer konnte dann 1970 der erste Faszikel der kritischen Predigt-Edition erscheinen. Inzwischen liegt der erste Band der Sermones-Edition, Band XVI der Heidelberger Ausgabe, vollständig vor; er enthält 26 Predigten in 4 Faszikeln, von denen der letzte 1984 erschien. Meine Mitarbeit begann mit Band zwei der Sermones-Edition, Band XVII der Heidelberger Ausgabe; es liegen bisher zwei Faszikel vor; sie enthalten die Sermones XXVII - XLVIII. Die drei ersten Faszikel von Band 1 und der erste Faszikel von Band 2 sind noch im Bleisatzverfahren gedruckt; der vierte Faszikel von Band 1 und der zweite Faszikel von Band 2 sind schon mit Lichtsatz (Fotosatz) hergestellt.

Der Text erscheint, anders als in den Bänden der philosophischen Werke, in zwei Kolumnen. Der Text selbst ist gegliedert in Stücknummern, aus denen sich die jeweilige Zeilenzählung ergibt. Die Apparat-Einträge beziehen sich auf diese Zeilenzählung. Für den textkritischen Apparat wurden Sonderzeichen entwickelt, um, wenn das Autograph vorliegt, dies genau beschreiben zu können. Die Vorbemerkungen sind nach einem einheitlichen Schema aufgebaut und geben Auskunft über: Thema, Tag, Ort, Jahr, Überlieferung in den Handschriften, Editionen, eventuell Übersetzungen und Gliederung.

3. Erfahrungen mit der Umstellung einer laufenden Edition auf EDV

Der Hauptgrund für die Umstellung der laufenden Edition auf EDV sind die Erfahrungen mit dem "Korrektur-Lesen" beim bisherigen Drucklegungs-Verfahren. Zunächst wurden der Text und alle drei Apparate getrennt gesetzt. Erst dann konnten die Apparat-Einträge den Zeilen des Textes zugeordnet werden. Darauf erfolgte der Umbruch. Bei jedem einzelnen Schritt mußte immer wieder neu das Ganze auf mögliche Fehler der Setzerei durchgesehen werden. Erst bei der letzten Korrektur genügte ein Überprüfen allein der vorletzten vermerkten Korrekturen.

Bei der Umstellung der Edition muß die Zustimmung des Verlages gewonnen werden. Leider waren die Erfahrungen hierbei zunächst weitgehend negativer Natur. Offenbar wollte der Verlag das Problem durch eine dilatorische Behandlung lösen. Inzwischen scheint der Verlag durch die bisher erzielten Ergebnisse vom Wert der Umstellung überzeugt zu sein.

Weshalb fiel bei der Umstellung der Edition auf EDV meine Wahl auf TUSTEP?

Alle anderen Textverarbeitungs-Programme bieten nicht die Möglichkeit einer selbständigen automatischen Verwaltung von drei Anmerkungsapparaten. Jedes andere Programm hätte wieder nur zur Erstellung eines Manuskriptes im herkömmlichen Sinne geführt.

Bei der Umstellung ist man gebunden an Vorgaben der bestehenden Edition. Diese Vorgaben kann TUSTEP umsetzen.

Im folgenden möchte ich zeigen, mit wie wenigen Kenntnissen man das Tübinger System von Textverarbeitungsprogrammen in der Sermones-Edition des Nikolaus von Kues einsetzen kann.

Die unbedingt notwendigen Grundkenntnisse zu dieser Editionsarbeit auf einem normalen PC sind folgende:

Für die Kontroll-Ausdrucke, die bei der Editionsarbeit selbst benötigt werden, wird ein FORMATIERE-Programm benutzt, das von Herrn Dr. Michael Trauth vom Rechenzentrum der Universität Trier erstellt wurde. Diese Ausdrucke (in Schreibmaschinenschrift) lassen die spätere typographische Anordnung in der gedruckten Edition noch nicht erkennen, geben jedoch den Text nach Stücknummern, alle verwendeten unterschiedlichen Schriftarten, alle Apparat-Einträge, unterschieden nach den drei Arten, wieder.

An diesem Punkt sind wir zu einer möglichst effektiven Arbeitsteilung gekommen, wo mein Nichtwissen in gewissem Sinne effektiv wird. Um mir das zeit- und energie-aufwendige Erlernen des TUSTEP-Satzprogramms und des Arbeitens am Großrechner zu ersparen, wird das eigentliche Satzprogramm für die endgültige Fassung der Drucklegung nicht mehr in Trier, sondern in Tübingen von Frau Ott erstellt, wo auch von einem bestimmten Zeitpunkt an Satz-Simulations-Ausdrucke auf Laserdruckern gemacht werden. Das Satz-Programm für die Simulation macht automatisch den Umbruch, d.h. die Verteilung des Textes auf zwei Kolumnen, die Zählung der Zeilen nach den Stücknummern.

Diese Arbeitsteilung ist auch die Antwort auf einen Einwand: Wenn wir uns als Editoren mit Problemen der Satzerstellung befassen, verwenden wir unsere Zeit für nichtwissenschaftliche Arbeiten, die früher der Setzer für uns gemacht hat. Dieser Einwand stimmt nicht bei dem von uns gewählten Vorgehen. Es besteht kein Unterschied zwischen der Kennzeichnung eines Manuskriptes für einen Setzer mit verschiedenen Farben, Symbolen oder Zeichen für die Textgestaltung und der Eingabe von verschiedenen Codes in den Rechner. Der "nichtwissenschaftliche" Arbeitsaufwand ist der gleiche. Vom Ergebnis her ist aber das zweite Verfahren wesentlich effektiver. Es erspart mir ein späteres Vergleichen von eingereichtem Manuskript mit dem vom Setzer aufgrund desselben erstellten Druck.

Mit dem Simulationsausdruck hat man jeweils den vorläufigen Endzustand der Edition vor Augen, in den man aber immer wieder korrigierend und erweiternd eingreifen kann, was vor allem in den Anmerkungsapparaten 2 (Quellen) und 3 (Parallelen) der Fall ist. Diese Erweiterungen sind ohne Schwierigkeiten einzubringen, da der neue Umbruch vom Satzprogramm jeweils automatisch gemacht wird.

Ist die editorische Arbeit abgeschlossen, geht das Material nach Tübingen, wo dann von berufsmäßig ausgebildeten Setzern eine sogenannte typographische "Endschönung" vorgenommen wird. Nach dieser Endschönung dürfen keine Veränderungen mehr vorgenommen werden. Eventuelles Korrektur-Lesen beschränkt sich dann auf die Stellen, an denen "Endschönungen" vorgenommen worden sind. Ein halbes Jahr nach Ablieferung des Materials in Tübingen wird der fertige Faszikel vorliegen.

Das Korrektur-Lesen erfolgt jetzt kontinuierlich während der Editionsarbeit und ist somit integriert in den Gesamt-Prozeß der Editionsarbeit selbst. Der Computer gewährleistet, daß der einmal ereichte Korrekturstand nicht mehr durch Eingriffe anderer, z.B. eines Setzers, in Frage gestellt wird.

Aus dieser Arbeitsteilung ergibt sich für mich die Reduzierung der notwendigen EDV-Kenntnisse auf ein Minimum, eigentlich auf Handgriffe, wie sie bei der Anwendung jedes anderen Textverarbeitungsprogramms notwendig sind.

Mit dieser Arbeitsteilung wird auch die Edition beschleunigt werden. Die Finanzierung des Editionsprojekts, das seit 1932 bzw. sogar 1927 läuft, ist von der Bund-Länderkonferenz begrenzt worden. Sollte bis zum Jahre 2002 die Edition nicht zum Abschluß gekommen sein, droht die Sperrung der Mittel zur Weiterführung des Projektes. Durch die Umstellung der Edition auf TUSTEP wird die Edition beschleunigt. Wenn auch das ganze Unternehmen nicht bis zum Jahre 2002 abgeschlossen sein wird, so wird durch einen zügigen Fortgang der Edition doch ein Ende absehbar und daher ein drohender Abbruch des Projektes verhindert.

4. Technische Aspekte der Umstellung (Hannelore Ott, Tübingen)

Eine der Voraussetzungen dafür, daß die Umstellung von konventioneller auf EDV-gestützte Herstellung im laufenden Betrieb ohne große Reibungsverluste möglich war, ist die Entscheidung, die traditionelle Trennung zwischen editorischer Arbeit einerseits und technischer Herstellung andererseits aufrecht zu erhalten. Trotz dieser strikten Arbeitsteilung müssen die einzelnen Arbeitsgänge aber in ein Gesamtkonzept integriert werden, das alle Schritte von der Erfassung bis zum fertigen Satz und bis zur Aufbereitung für andere, elektronische Publikationsformen umfaßt.

Ein solches Arbeitskonzept erfordert:

  1. Eine Analyse der Struktur des zu edierenden Textes:
  2. Analyse der Arbeitsweise der Editoren:
  3. Forderungen an die EDV-Struktur:
    1. Codierung:
      • keine codeüberfrachtete Eingabe
      • schnelle, sichere Kontrolle der einzelnen Textelemente
      • automatische Erzeugung des Satzbildes / der Ausgabe auf CD
    2. Datenstruktur:
      • eine über einen großen Zeitraum und für mehrere Benutzer sichere Datenverwaltung.
Die Analyse der bisher erschienenen Bände ergab: Das kompliziert erscheinende Satzbild, bestehend aus 2-spaltigem Editionstext mit Marginalien und 3 einspaltigen, seitenbreiten Apparaten, läßt sich mit wenigen sachlichen Auszeichnungen automatisch erzeugen. Zu codieren bleibt im wesentlichen nur jeweils: Aus dem bisher Gesagten ergibt sich folgender Ablauf der Editionsarbeit: Kern des Ganzen ist eine zentrale Arbeitsdatei. In dieser Datei wird der Editionstext erfaßt und mit den sachlichen Auszeichnungen markiert. Die Datei erhält eine vorläufige Seiteneinteilung, die auch auf den Kontrollausdrucken erscheint und mit der Seiteneinteilung der späteren Druckfassung nichts zu tun hat.

Es wurde eine 5-stellige Numerierung gewählt, deren untere beiden Stellen die Blattnummer des Kontrollausdrucks zu einem Sermo wiedergeben, während die oberen Stellen die Nummer des Sermo enthalten. Das ermöglicht für die gesamte Dauer der Arbeit eine schnelle Orientierung in dieser Datei.

Ergänzt und unterstützt wird die Texteingabe durch Editormakros, die mehrfach verwendete Textelemente bereitstellen, sowie durch Makros, die zu jedem Zeitpunkt der Arbeit Indices, Register u.s.w. zur Kontrolle erzeugen.

Gemäß dem Fortschritt der Editionsarbeit wird dieser Text mit Apparaten angereichert. Zur Kontrolle von Text und Apparaten lassen sich neben den schon erwähnten Kontrollausdrucken aus der Arbeitsdatei in jeder beliebigen Arbeitsphase verschiedene Arbeits-Indizes und Konkordanzen erstellen, an denen u.a. Konsistenzprüfungen vorgenommen werden können.

Alle Korrekturen werden in die zentrale Arbeitsdatei eingetragen. In welchem zeitlichen Ablauf die verschiedenen Überprüfungsschritte vorgenommen werden, bleibt den Editoren überlassen. Die Möglichkeit, jedes Korrektur-Stadium dadurch zu dokumentieren, daß ein automatischer Vergleich der unkorrigierten und der korrigierten Fassung der zentralen Arbeitsdatei durchgeführt wird, wobei ein Protokoll aller durchgeführten Änderungen erzeugt wird, ist sicher in einem späten Arbeitsstadium ein unumgängliches Kontrollinstrument.

Zu einem bestimmten Zeitpunkt wird die sachliche Bearbeitung eines Faszikels abgeschlossen sein. Der betreffende Teil der zentralen Arbeitsdatei wird dann zum Satz gegeben.

Das Ergebnis der automatischen Prozedur, die den Satz erzeugt, geht den Editoren zu. Es wird auch den Editoren, die an diesem Faszikel nicht mitgearbeitet haben, zur Durchsicht gegeben. Ergeben sich bei der Durchsicht noch sachliche Änderungen, so werden diese wiederum in die zentrale Arbeitsdatei eingetragen. Die korrigierte Datei geht nochmals zum Satz.

Nachbesserungen, die nur die Typographie betreffen, werden erst nach Abschluß aller sachlichen Änderungen ausgeführt. Sie tangieren die zentrale Arbeitsdatei nicht mehr.

Die Ergebnisse der Umstellung haben wir schon 1992 auf der Tagung der Arbeitsgemeinschaft Philosophische Editionen in Berlin vorgetragen. Die meiste Zeit, die ich seither an dem Projekt gearbeitet habe, habe ich damit verbracht, die Programme den Wünschen des Verlegers anzupassen, um z.B. Editionskonventionen oder aus Bleisatzzeit herübergerettete Konventionen wieder zu übernehmen. Diese Arbeiten haben nichts mit der editorischen Arbeit zu tun. Sie haben die vorgesehene Datenstruktur weder erweitert noch umgestoßen.

Auch aus dieser Erfahrung heraus plädiere ich für eine Trennung von wissenschaftlicher editorischer Arbeit und technischer Herstellung der Edition. Die Satzaufbereitung kostet viel Zeit und bringt der inhaltlichen Arbeit nichts.

Ein Arbeitsmittel wie TUSTEP, das sowohl die wissenschaftlichen Arbeitsschritte als auch die mehr technischen Arbeitsgänge von Satzherstellung und Aufbereitung für andere Publikationsformen gleichermaßen unterstützt, ohne daß ein Systemwechsel notwendig wird, erleichtert die reibungslose Integration aller Arbeitsschritte in einen Gesamtablauf, trotz der hier erfolgreich praktizierten Arbeitsteilung.


aus: Protokoll des 62. Kolloquiums über die Anwendung der EDV in den Geisteswissenschaften am 26. November 1994